Ich wurde mit 47 Jahren diagnostiziert, gleich nach meinem Sohn. Nachdem sich die Überraschung gelegt hatte, kam die Frage auf: warum hat mich niemand darauf aufmerksam gemacht? Speziell nachdem ich mehr über die Symptome erfuhr, die mich sabotieren.
Zunächst weiß niemand genau was ADHS eigentlich ist und wie es sich in unserem Alltag bemerkbar macht. Ich sagte mir immer selbst: ich bin eigentlich ok. Ich komme klar. Damit sind häufig gemeint: schon vier mal gefeuert, pleite, geschieden, zu viel Alkohol und immer das Gefühl zu haben, im Leben nichts oder nicht genug zu erreichen.
Wie hätte mein Leben ausgesehen, wenn ich früher darüber Bescheid gewußt hätte? Denn meine Fehlschläge haben mich eben nicht klüger gemacht. Es gab darin keine Lektion zu lernen. Denn das Problem war nicht die Einstellung, sondern die Neurologie – nämlich ADHS.
Die ADHS-Diagnose wird oft angezweifelt speziell von denen, die glauben, es handele sich dabei um eine Geisteskrankheit. Für mich war Chaos in meinem Leben normal. Mein Denken zu verändern, war nahezu unmöglich, gerade mein Denken über meine Art zu denken und die Welt um mich wahrzunehmen. Wie lange hat es für mich gebraucht, mich für ADHS testen zu lassen? Und auf wessen Rat hin? Hätte ich bloß gleich auf meine inneren Impulse gehört!
Einmal unterstellt, Sie könnten die Lebensuhr zurückdrehen auf Ihr 20. Lebensjahr. Was hätten Sie sich selbst gesagt? Wieviel hätten Sie sich darüber verraten? Wenn die Gefühle des Bedauern übermächtig werden an dieser Stelle, schreiben Sie sich einen Brief, in dem Sie ausdrücken, daß Sie Bewunderung verdienen für alles, was Sie in Ihrem bisherigen Leben trotz ADHS erreicht haben, weil Sie es bisher nicht besser wußten.